Wenn man von Bolivien hört, haben nur die wenigsten eine tatsächliche Vorstellung, wo jenes Land denn liegen könnte, geschweige denn, eine Ahnung von deren Bewohnern und deren Kultur. Heutzutage alles kein Problem. Ein paar Mausklicks später offenbart sich einem ein Wissen, welches allein durch stundenlange Investitionen niemals erreicht werden kann. Der Wikipedia-Bericht kann noch so ausführlich sein, die Google-Suchmaschine kann noch so viele aberwitzige Millionen an Treffern aufzählen, es hilft alles nichts, möchte man etwas über Bolivien erfahren, wird es Zeit seinen Koffer zu packen.Von München nach Madrid, von Madrid nach Lima, weiter von Lima nach La Paz und von La Paz in eine andere Welt. Ab dem Moment, wo man das erste Mal den Flughafen verlässt und in das Leben Südamerikas eintaucht, traut man seinen Augen kaum. Traktoren im Straßenverkehr, welche auch noch mit 3 Reifen ganz leicht von A nach B gelangen. Straßenarbeiter, welche auf der Pick-Up Ladefläche bei Vollgas mit ihren Freunden ein Schwätzchen halten. Streunende Hunde, die der Hunger auf vielbefahrene Straßen treibt und zuletzt die vierköpfige Familie, welche sich inklusive Gepäck auf ein Motorrad begibt, selbstverständlich ohne Helm. Mittendrin drei faszinierte Europäer, die gerade in diesem Moment feststellen, dass sie ihren internationalen Führerschein ganz umsonst beantragt haben. Auf dieses Fahrtenabenteuer möchte sich im ersten Moment keiner wagen. 🙂
Weg vom Straßenverkehr hin zur Gastfamilie und zum Parcours des herumliegenden Hundekots. Auf weniger frequentierten Straßen ist es in Cochabamba prinzipiell zu empfehlen, nicht den überall vorhandenen Gehsteig, sondern vielmehr den Mittelpunkt der Straße zu benützen. Dies hat zum einen den Hundekot (welcher es bevorzugt am Gehsteig Platz zu nehmen) als Grund, zum anderen können durch dieses Verhalten all die etwas reizbareren Hunde hinter ihren Toren, als Hüter der Casa, besser gemieden werden. Die Gastfamilie, bestehend aus Sabina (Großmutter und Hauschefin), Esteban (Großvater, Hauschef, Ehemann Sabinas und ehemaliger Mineiro), Katarina, Karina, Carla (alle 3 Töchter Estebans und Sabinas; Carla hat übrigens einen Ehemann dessen Name mir nicht mehr einfallen mag) Mutter von Bryan (ca. 10 anos), Carlitta (ein 7 anos altes Mädchen mit Zahnlücke und einer spanischen Redemaschine, die kaum zu stoppen ist) einer Katze und einem Hund, welcher allerdings schon etwas in die Jahre gekommen ist. Carlitta zeigt einem mit Freuden wie man den Hund aus einem Meter Entfernung rufen kann und dieser vor Schreck und seiner Schwerhörigkeit einen Satz auf die Gegenseite macht. Ein sehr amüsantes Spektakel, welches 3 Generationen, von Großmutter bis hin zu Carlitta, Freuden bereitet 🙂
In dieser Gastfamilie herrscht ein reges Kommen und Gehen. Gleich am ersten Tag bei der Ankunft durfte ich meine „Murmelspielkünste“ unter Beweis stellen. Gegner hierbei: Esteban (Großvater) und Bryan (10 anos Jahre alter begeisterter Real Madrid und Christiano Ronaldo Fan). Nachdem sie mich das Spiel gewinnen lassen hatten (dessen bin ich mehr sehr sicher!) wurde mir die Ehre zuteil, als Campeone gefeiert zu werden. Die Mahlzeit eines Campeones: Reis und Linsen mit Fleisch und Gemüse – klingt nicht besonders spektakulär, war es aber.Alles in Allem nimmt gegenwärtig der 2te Tag sein Ende und ich komme mir vor, als könnte ich mit meinen Eindrücken ein Buch verfassen. Da ich allerdings nicht vorhabe, während meinen 14 Monaten Aufenthalt die Innenseite meines Laptops zu betrachten, wird es leider kein Buch werden. Demnach schließe ich nun meinen Laptop, damit die Jagd nach neuen und spannenden Eindrücken weitergehen kann…
Hasta la vista, Jakob 🙂
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.