Wenn man unsere bisherigen Berichte so durchliest, fällt auf, dass wir nur von Reisen berichten.
Doch wie sieht ein ganz normaler Tag hier in Cochabamba aus?
Der Tag beginnt um ca. 7:30. Wie immer wird man von blauem Himmel und strahlenden Sonnenschein begrüßt. Am Frühstücksplan steht Weißbrot mit Marmelade und Coca-Tee. Dieser wird hin und wieder mit unserem selbst gebackenen Brot aufgepeppt.
Noch schnell die Flasche am Wasserspender aufgefüllt und eine Zitrone am hauseigenen Baum gepflückt, geht’s auf zur ca. 30 Sekunden entfernten Schule.Dort angekommen beginnt, nach einem kurzen Smalltalk mit den Kollegen, pünktlich um 8:15 der Einzelunterricht. Ich muss zugeben, dass 3.5 Stunden Einzelunterricht echt ziemlich intensiv ist. Anfangs wird meistens über die vergangenen Tage und die Pläne der zukünftigen geredet. (Natürlich werden alle Fehler sofort korrigiert, was manchmal ziemlich nervig ist; aber wir sind ja hier, um der spanischen Sprache mächtig zu werden…). Anschließend behandelt man Themen der Geschichte, des Alltags, der Wirtschaftsprobleme, der Politik und natürlich eine Menge Grammatik und Schreibübungen.
Nach 1 Stunde und 45 Minuten Unterricht beginnt der spannendste Teil des Vormittags:
DIE PAUSE
Nach und nach trudeln alle Schüler am „Pausenplatz“ (=Sitzgarnitur) ein und die interkulturellen Gespräche in verschiedensten Sprachen beginnen: Karen, Sozialarbeiterin, die in Brooklyn in einem Hausboot lebt, lässt sich die Erlebnisse von Mikel, einem Holländer, der nun 1 Jahr seiner 5-jährigen Weltreise hinter sich hat, erzählen. Diese werden von einigen Deutschen beeindruckt belauscht. Daneben sitzt Jakob N, der verzweifelt versucht von Cedric, Schweizer der an der Grenze zum französischen Teil lebt, Schweizer-Dutsch zu lernen. Zwei holländische Mädels reden untereinander Niederländisch und wir Österreicher hören amüsiert zu und freuen uns über jedes Wort das wir verstehen können. Gegenüber sitzen zwei Deutsche die sich darüber beraten, ob sie sich nun ein Sandwich oder doch nur ein „Hugo de naranja“ kaufen sollen.
„Während sich andere Völker über ihre Kulturen austauschen, debattieren die Deutschen über ihr Pausenmenü.“ – Jakob N
Nebenan erklärt der Vietnamese Trui, dass er nun für die nächsten 2 Jahre hier seine Ausbildung zum Pfarrer fortsetzt. Nicht zu selten passiert es mir, dass ich in der falschen Sprache beginne, jemanden anzusprechen. Aber nach einem verwunderten und ratlosen Gesichtsausdruck wird mir dann meist klar, die falsche gewählt zu haben. (Zur Auswahl stehen im Prinzip derzeit 4: Österreichisch, Hochdeutsch, Englisch und natürlich Spanisch). Wie immer vergeht die Pause viel zu schnell; nach gefühlten 5 Minuten kommt Chef Joaquin und beendet mit seinem legendären Spruch: „Vamos jovenes!“ (=auf geht’s Jungs und Mädls) die Pause. Nach weiteren 1.75 Stunden Unterricht setzten sich das Jakob Double, ich und hin und wieder Kollegen, leicht erschöpft zusammen, reflektieren den beendeten Unterricht und besprechen die NachmittagspläneAuf Grund der Tatsache, dass wir derzeit 24 Stunden mit Spanisch umgeben sind, fällt es uns bedeutend leichter Spanisch als Englisch zu sprechen. Versucht man in der Pause Englisch zu sprechen, ergibt sich eine spanisch-englische Mischung, begleitet mit dem Gelächter der Kollegen.Zurück zu den Nachmittagsplänen:
Einen Großteil unserer Freizeit vertreiben wir uns durch Sport aller Art. Erfreulich ist die Tatsache der sichtbaren Konditionssteigerung im Kontrast zu den ersten Sportversuchen hier in Cochabamba (großteils bedingt durch die Akklimatisierung, aber Konditionssteigerung klingt besser 😉 )
Die Hausaufgaben zu erledigen und das Gelernte zu wiederholen nimmt auch täglich einige Zeit in Anspruch. Natürlichen werden auch die zahlreichen Freizeitangebote im Stadtzentrum genützt.
Meine ersten Kochversuche hier in meiner Casa verliefen bisher immer sehr erfolgreich. So durfte sich meine Familie schon über Palatschinken, Apfelstrudel, Grießschmarren und natürlich mein „Pan de Austria“ erfreuen. Schwieriger als das Kochen ist jedoch eindeutig Bolivianern das Wort P-a-l-a-t-s-c-h-i-n-k-e mit korrekter Aussprache beizubringen.
So gut es uns hier auch gefällt, freuen wir uns schon auf eine eigene Wohnung, Küche und geregelten Alltag in Oruro. Die Vorbereitungen für die Projekte sind ebenso angelaufen und wir können es kaum erwarten „voll durchzustarten“.
Halten Euch am Laufenden!
Hasta luego
Christoph
Andrea
Hi Jungs,
gefällt mir ganz ausgezeichnet euer Tagesablauf!
Weiterhin alles Gute, vor allem auch bei eurem Neubeginn in Oruro und viele Grüße aus Kärnten
Andrea
karin ronacher
Hallo Jakob und Freunde!
„Morgenstund hat Gold im Mund“. An so langen Tagen kann man was erleben! Eure Berichte und Bilder sind toll. Alles Liebe aus Feldkirchen.
GLG Karin und Kurt
Jakob S
Hi, Dankeschön 🙂
Liebe Grüße aus Oruro!