Da wir nun schon einige Zeit hier in Oruro leben (Bericht folgt in Kürze) und uns somit von unserer ersten „Heimatstadt“ Cochabamba verabschieden mussten, will ich diese noch mal reflektieren.Grundsätzlich ist Cochabamba eine Stadt, die pulsiert; hier ist IMMER was los, die Power, die diese Stadt aussprüht, geht an keiner Person vorbei. Hier durften wir 3 erstmals in den lateinamerikanischen Lebensstil eintauchen und erfahren wie es ist, außerhalb der Grenzen Europas zu leben. Ich kann nur jedem empfehlen: Setzt diese Stadt auf eure To-Do-Liste. Cochabamba hat auf jeden Fall einiges zu bieten – aber leider gibt es auch viele Probleme.Nun versuche ich in einigen kurzen Worten zu beschreiben, was mir/uns an dieser Stadt positiv, aber auch negativ aufgefallen ist oder uns einfach nur amüsiert hat.(Die meisten dieser Dinge treffen aber sicher nicht nur auf Cbba zu, sondern auf ganz Bolivien, wenn nicht sogar ganz Südamerika)
Cochabambinos
Die Einheimschen hier sind alle unfassbar nett und hilfsbereit. Auch sehr offen und interessiert gegenüber anderen Kulturen und Ländern. Oftmals wird man angesprochen, woher man kommt. Die anschließenden Erzählungen von Europa und Österreich werden immer gerne gehört. Das Sprichwort, dass Menschen die weniger haben, mehr geben, wurde mir hier klar bestätigt.
Hunde
Es kommt einem so vor, als hätten Hunde die Stadt erobert. In den ersten Tagen trauten wir unseren Augen kaum: Derart vielen streunenden Hunden begegneten wir. Nicht weiter schlimm, wenn man es einmal gewohnt ist. Und als Europäer hat man sich einfach daran zu gewöhnen.Normal sind die Tiere friedlich. Dennoch hat man ein mulmiges Gefühl, wenn man z.B. in eine Straße einbiegen muss, wo man von einer Gruppe hüfthoher bellender Hunde begrüßt wird.
Zebrastreifen
Wenn Personen die Straße queren wollen, werden diese hier nicht als Zwang zum Anhalten, sondern eher als Empfehlung gesehen. Somit wird jede Überquerung zu einem neuen Abenteuer 😉
Temposchwellen
Spätestens nach der ersten Fahrt mit einem Truffi oder Taxi, fällt einem das ständige Abwechseln zwischen Beschleunigen und Bremsen, gefolgt von einem Sprung über die nächste Schwelle, auf. Dies ist ohne Zweifel Gift für jeden Stoßdämpfer. Darum wird immer versucht, diesen Schwellen auszuweichen. Scheinbar wurden hier Tempolimits nicht so genau genommen und man musste auf effektivere Methoden umstellen –> langsam fahren oder neue Stoßdämpfer kaufen
Bussystem
Dieses kann man sich ungefähr so vorstellen, wie das heimische Straßenbahn-System. Einzige Ausnahme: Es gibt keine fixen Haltestellen. Beim Einsteigen zahlt man den Fixpreis von 2 Bolivianos (~0.25€) und man kann im Prinzip den ganzen Tag im Truffi verbringen. Will man aussteigen, schreit man „Voy a bajar, por favor!“ und der Bus bleibt stehen. Leider sind diese Busse nicht für 1,90m große junge Männer ausgelegt, was uns hi und da zum Problem wurde. Erwischten wir keinen Sitzplatz, versuchten wir so zu stehen, dass wir keinen Bandscheibenvorfall erleiden. Natürlich ganz zum Gelächter der Einheimischen, die uns aus Mitleid gelegentlich ihre Sitze anboten. Eine Passagiergrenze gibt es übrigens nicht. Ich glaube der bisherige Rekord liegt bei 23 Personen in einem Kleinbus; man wird praktisch zum Kuscheln gezwungen ;)(in Österreich ca. 10)
Verkehr
Vorsichtig beschrieben würde ich diesen als ein bisschen chaotisch einstufen. Wichtigste Funktion jedes Autos: die Hupe!Bei jeder glimpflichen Situation und vor jeder unübersichtlichen Kreuzung wird gehupt und die Welt ist in Ordnung.Pickerl oder Tüff gibt’s hier nicht. Alles was noch fahren kann, ist auf der Straße. Ganz zur Freude der Abgaswerte. Wenn man den Verkehr hier beobachtet, wird einem klar, dass vieles auch mit deutlich weniger Gesetzen funktioniert. Schlechter Nebeneffekt: das Sicherheitsniveau sinkt drastisch.
Flüsse
Eines der größten Probleme hierzulande ist die Müllentsorgung.Dies spiegelt sich auch in den extrem verschmutzen Flüssen wieder. Überquert man eine Brücke, wird man nicht allzu selten von einem üblen Gestank überrascht. Handlungsbedarf ist demnach dringend gefordert. In solchen Situationen lernt man das heimische Müllsystem erst richtig zu schätzen.
Wetter
Sonne und blauer Himmel steht quasi jeden Tag am Programm. Hin und wieder lässt sich ein Wölkchen blicken. (=Trockenzeit)Nicht vergessen: Sonnencreme; die Sonne ist um einiges intensiver als in Österreich. Das bekam meine Haut leider auch schon zu spüren…
Canchas, Märkte
Im Prinzip gleich wie die Kirtage bzw. Wiesenmärkte in Österreich, nur zigmal größer. Man kann hier alles kaufen, von Schuhe über Batterien bis hin zu allerlei Lebensmittel. Gehandelt wird immer, zu viel gekauft meist auch.
Nachtleben
In den Diskos, zumindest in meiner Gegend, gibt es sowohl Tanzflächen als auch Bereiche, wo man sich unterhalten kann. In Cochabamba wird IMMER und ÜBERALL getanzt. Wenn man hier fortgeht, kann man das Sportprogramm für den nächsten Tag streichen.
Strom
In den Augen der Bolivianer nicht wirklich eine ernste Gefahr für das menschliche Leben – eher ein lästiger Nebeneffekt beim Duschen. Zum Berühren des Metallgriffes sollte man nämlich immer ein Handtuch verwenden, damit man keine gewischt bekommt. Ganz nach dem Motto:
Ein gesunder Stromschlag ersetzt Koffein – Christoph Anibas 😀
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