Wie vielleicht manche von euch, können es auch wir kaum glauben, aber heute schreiben wir den genau 366sten Tag (Schaltjahr) – 1 Jahr hier in Südamerika.
Trotz der südamerikanischen Gelassenheit und der Tatsache, dass „Stress“ hier fast als Fremdwort gilt, vergeht die Zeit wie im Flug.Am 17. Juli 2015 setzten wir erstmal einen Fuß auf bolivianischen Boden und stürzten uns in das wahrscheinlich größte „Abenteuer“ unseres Lebens. Unsere damaligen Erwartungen wurden ums Vielfache übertroffen; so können wir heute mit Stolz behaupten, schon „halbe Bolivianer“ zu sein.
Da ich euch aber nicht mit unseren Erlebnissen eines ganzen Jahres in einem 50 Seiten langen Bericht langweilen will, fasse ich nun die wichtigsten Eckpunkte so kurz wie möglich zusammen…
Was haben wir gesehen?
Bolivien
7 der 9 Departamentos (Bundesländer) Boliviens und ihre HauptstädteCochabamba, Oruro, Potosí, La Paz, Chuquisaca, Tarija, Santa Cruz(Wenn man beachtet, dass ein Bundesland Boliviens durchschnittlich 1,5-mal so groß ist wie ganz Österreich, erfordert dies enorme Reisezeiten bzw. Strecken)
Nationalparks/Naturschönheiten
- Nationalpark Toro Toro
- Nationalpark Sajama
- Copacabana – Lago Titicaca
- Salar de Uyuni
- Nationalpark Villa Tunari (Dschungel-Gebiet)
- Ojo del Inca
- Camino Takesi
- und vieles mehr…
Bergbesteigungen/Wanderungen
- Muela del Diablo – 3825 m
- Cumbre – 4500 m
- Cerró Rico – 4800 m
- Tunari – 5030
- Chacaltaya – 5360m
- Pico Austria – 5350 m
- Huayna Potosí – 6080 m
Sonstiges
- Rallye Dakar
- Minenbesichtigung Potosí
- Death Road Mountainbike-Downhillstrecke
In unseren Urlaubstagen konnten wir auch einige Nachbarstaaten besichtigen:Argentinien
- Salta
- Cordoba – hier verbrachten wir unser erstes Weihnachten ohne Familie, bei 30°C im Schatten.
- Buenos Aires – Silvester in einer Großstadt
Uruguay
- Montevideo
Bericht, Argentinien UruguayChile
- Iquique
Projekte/Arbeit
In einem Jahr konnten wir schon beachtliche Fortschritte/Ergebnisse in unseren Projekten erzielen.Der Complejo Solar Oruro erlebte einen deutlichen Aufschwung. Sowohl der Bekanntheitsgrad als auch die Verkaufszahlen konnten wir steigern.Neben den schon bestehenden Projekten (Solarlampen, -pumpen, -radios, -kocher) konnten wir auch 2 neue Projekte ins Konzept des CSO aufnehmen.
- Den sogenannten Holzsparofen Bericht Holzsparofen
- Die solare Früchtetrocknung Früchtetrockung
Aktuell sind wir mit dem Solarkocherprojekt in Potosí beschäftigt, genauer gesagt mit dem Bau der Konstruktionen.Solarkocherprojekt Potosi
Die genauen Ergebnisse dieses Projekts werden wir in Kürze hier auf losamigos.at veröffentlichen.
Was haben wir erlebt/erfahren? Was werden wir vermissen?
Einblick in Kultur und Alltagsleben
Besucht man ein Land wie Bolivien als klassischer Tourist, wird man von Stadt zu Stadt reisen, sich den Salar de Uyuni und den Titicacasee aus der Nähe ansehen. Was dabei komplett vorneweg bleibt, ist das „richtige Bolivien“. Damit meine ich: das Leben der bolivianisch/indigenen Bevölkerung am Lande.Wir konnten uns, bedingt durch unsere vielen Arbeitsprojekte am Land, einen Einblick verschaffen und miterleben, wie ein normaler Tag von einem bolivianischen Bauern aussieht. Wenn man öfter am Lande unterwegs ist, versteht man auch, warum Bolivien als ärmstes Land Südamerikas gilt. Dennoch wurde uns hier Bescheidenheit und Lebensfreude ganz neu aufgezeigt. Durch solche „Einblicke“ lernt man ein Leben in Europa, vor allem in Österreich, wieder richtig zu schätzen und versteht, wie lächerlich und unwichtig unsere Beschwerden und Probleme meist sind.
Südamerikanische Gelassenheit
Die sogenannte „Hora Boliviana“ ist hierzulande sowohl Fluch als auch Segen. Als Europäer muss man sich anpassen oder man verzweifelt in manchen Situationen. Pünktlichkeit? – Fehlanzeige. Wurde ein Treffen beispielsweise um 20:00 Uhr festgelegt, kann man sich sicher sein, dass man um 20:30 noch der Erste ist. Alles wird hier ein bisschen lockerer gesehen, was der europäischen “Striktheit“ und Genauigkeit oft nicht schlecht täte.
Sprache
Vor einem Jahr konnten wir gerade mal Hallo auf Spanisch sagen.Nach 2 Monaten Sprachschule in Cochabamba hatten wir bereits die Basis der Sprache geschaffen, dennoch fehlte einiges bis zum „fließenden Spanisch“.Heute haben wir so gut wie keine sprachlichen Probleme mehr, auch bei sehr spezifischen oder technischen Themen.
Fasching einmal anders – Wir durften Teil des weltweit zweitgrößten Karnevals sein
Karneval
Problemlösung auf bolivianische Art
In Österreich unvorstellbar, in Bolivien fast wöchentlich zu sehen – die sogenannten „Bloqueos“ (Straßensperren).Passt einem ein politischer Entschluss nicht oder möchte man seinen Forderungen Ausdruck verleihen, so holt man ein paar alte Reifen, legt sie auf die Hauptstraße und zündet sie an. Die Polizei gegen das Volk, kein Durchkommen der Autos und Busse und keine Ausweichstrecken – das Chaos ist perfekt.Oft dauern diese Sperren und Proteste tagelang an, was uns schon so einige Reisepläne zerstört hat.
Wetter
An einem blauen Himmel und Sonnenschein können wir uns hier in Oruro fast jeden Tag erfreuen. Die Sonnenstrahlung ist aber derart intensiv, dass man ohne Sonnencreme und Hut oder Kappe das Haus nicht verlassen sollte.Da die Wohnungen hier nicht isoliert sind, wird es in den Nächten relativ kühl. Auf ein gemütlich beheiztes Wohnzimmer bei verschneitem Wetter freuen wir uns demzufolge schon sehr. Immer öfter wird uns die Frage gestellt: „Que vas a hacer primero sí llegarás a Austria?“ – Was wirst du als erstes in Österreich machen?
Eine interessante Frage…Nach unseren halbwitzigen Antworten wie:
- Zum Billa gehen und ein Leberkäs-Semmerl essen oder
- vom erstbesten Wasserhahn trinken ohne mich fürchten zu müssen, danach eine Woche an Magenproblemen zu leiden.
… waren wir uns dann doch sicher, was es sein wird:Zeit mit Familie und Freunde verbringen und sich an der österreichischen Natur erfreuen (Bergsteigen, Mountainbiken, Slacklinen…) So unglaublich schön und sehenswert dieser Kontinent auch sein mag, wir 3 sind uns einig: „Dahoam is am Scheinsten!“ – Unsere Berglandschaft, die satte grüne Natur und die glasklaren Flüsse und Seen – einfach unverwechselbar. Trotzdem: die letzten Wochen hier in Südamerika werden wir nach wie vor in vollen Zügen genießen. Und keine Sorge: wir halten euch stets am Laufenden.
Hasta luego
Christoph
Andrea
Jungs, ihr seid einfach super!! Bin total begeistert wie ihr die Umstellung in ein ganz anderes Leben so toll gemeistert habt, was ihr alles erlebt und gesehen habt und wie fleissig ihr am Projekt gearbeitet habt!!! Absolut bemerkenswert! 🙂