Solarkocherprojekt Potosí

Veröffentlicht in: Christoph | 1

Wie schon im letzten Beitrag versprochen, werde ich nun ausführlich über unser bisher größtes Projekt berichten.

Schritt 1: Entstehung, Planung

Alles begann mit einem mehrtägigen arbeitsbedingten Aufenthalt in Potosí:

In Potosí ist eine weitere Organisation von Intersol namens MUSOL tätig. Kurz gesagt unterstützt und arbeitet diese unter anderem mit den Witwen der Bergarbeiter und deren Kindern und versucht so, das Leid des Cerro Ricos zu mindern.

Weiter Infos hier:  MUSOL

Beim Plaudern mit der Leiterin von MUSOL erzählte sie uns von einem Projekt der bolivianischen Regierung. In diesem Projekt sollen „den Ärmsten“ kleine Häuschen erbaut werden. Durch tatkräftigen Einsatz und Unterstützung von MUSOL konnten nun 27 Witwen Potosís in dieses Projekt eintreten und sich ihren langjährigen Traum, eine eigene Unterkunft, ermöglichen. In einem sehr abgelegenen Teil von Potosí sprießen nun diese kleinen Häuschen aus dem Boden und einige Frauen sind schon eingezogen.

Wenn man die tragischen Lebenswege dieser Frauen kennt, weiß man, dass sie sich dieses Haus mehr als verdient haben und kann sich praktisch nur mitfreuen.

Hintergrund:

Aufgrund der niedrigen Lebenserwartung der Bergwerksarbeiter (35 Jahre) sind viele Frauen in Potosí schon sehr früh verwitwet. Meist sind sie nach dem Tod ihrer Ehemänner alleine für eine große Familie verantwortlich und haben keinerlei Anspruch auf Witwenpensionen, Entschädigungen oder Beihilfen. Viele der Witwen können weder lesen noch schreiben und sind zu wenig ausgebildet, um auf dem Arbeitsmarkt zu bestehen. So sind sie gezwungen, schlecht bezahlte Arbeiten (Waschen, Kochen, Putzen etc.) zu verrichten und können mit ihrem Lohn nicht einmal die grundlegenden Bedürfnisse der Familie abdecken. Die finanzielle Situation wird noch erschwert, da die meisten Witwen beispielsweise aufgrund der vorangehenden Krankheit des Ehemannes und durch das Begräbnis verschuldet sind. Meist haben die Witwen und ihre Familien keinen eigenen Wohnort, sondern wohnen zur Untermiete alle gemeinsam in einem kleinen, höchst sanierungsbedürftigen Zimmer.

Wie schon oben erwähnt, sind diese Behausungen sehr abgelegen, darum gibt es keine fixe Gas- und Wasserversorgung und das Anschaffen, geschweige denn das Bezahlen der Gasflaschen zum Kochen, erweist sich als schwierig.

Nach diesen Erläuterungen war uns klar, dass hier der Einsatz eines Solarkochers optimal wäre. So würden keine laufenden Kosten entstehen, keinen schweren Gasflaschen getauscht werden müssen  und nebenbei noch die Umwelt geschont werden.

Als schwierigen Teil dieses Projekts stellte sich die Finanzierung dieser Solarkocher heraus. Ein Solarkocher hat einen Realwert von ca. 1200 Bolivianos (umgerechnet ca. 160€). Dieser Preis ist in Relation zu ihren Einkünften untragbar.

So überlegten wir, wie wir Spenden auftreiben können, um die Solarkocher soweit zu subventionieren, dass sie für die Frauen leistbar werden.

Schritt 2: Spendenaktionen

Meine Freundin Elisa und meine Schwägerin Birgit waren derzeit als Firm-Vorbereitungs-Leiter in meiner Gemeinde tätig. Als ich ihnen von diesem Projekt erzählte, boten sie direkt ihre Hilfe an. Ich schrieb ihnen einen ausführlichen Bericht über die Situation und sie organisierten daraufhin eine Autowaschaktion mit den Firmlingen in St. Georgen am Walde.

Die Autowaschaktion war ein voller Erflog und das Ergebnis überschritt all meine Erwartungen.

Es konnte eine Summe von unglaublichen 1260€ eigenommen werden.

Hiermit möchte ich mich im Namen von Intersol, MUSOL und allen Frauen recht herzlich bei den beiden Organisatoren Elli und Birgit, aber auch bei allen Firmlingen bedanken. Durch das tatkräftige Schruppen der Autos haben sie dieses Projekt überhaupt möglich gemacht. Jungs und Mädels, ihr könnt stolz auf euch sein 😉

 

Auch Jakob N. schrieb einen Spendenaufruf und veröffentlichte diesen in der Salzburger Zeitung „Rupertus Blatt“.

Hier zum Bericht: Rupertusblatt

Hierbei konnten Einnahmen in der Höhe von ca. 700€ erzielt werden.

Einmal mehr können wir nur DANKE sagen. Jedem einzelnen Spender können wir versichern, dass sein Geld für eine gute und nützliche Sache eingesetzt wurde.

Somit stand die Finanzierung und wir konnten mit den nächsten Schritt fortsetzen.

Schritt 3: Konstruktion

Nun hieß es 19 Kocher herzustellen. Und um ehrlich zu sein, unterschätzten wir diese Arbeit um Längen.

Am Anfang kalkulierten wir ca. 1 Woche Bauzeit. Dass sich dies nicht ausgehen kann, merkten wir schnell.

Materialkauf, Kostenkalkulationen, Planung, Anzeichnen, Schneiden, Entgraten, Biegen, Schweißen und anschließendes Lackieren hielt uns ca. 2 Wochen am Schwitzen.

Durch gutes Teamwork und Arbeitsaufteilung meisterten wir die Konstruktion der Kocher ohne Probleme und konnten, zwar leicht verspätet, nach Potosí aufbrechen, um diese aufzubauen.

Schritt 4: Aufbau und Koch Show

Nach leicht aufwendigem Transport mit Bus und Privatkleinwagen kamen die Bauteile schlussendlich dort an wo sie hingehören. Durch Unterstützung von Katharina (Volontärin in Potosí), bauten wir alle 19 Kocher in ca. 3 Tagen zusammen und brachten sie zu den Häuschen der Frauen.

Natürlich bringt ein Solarkocher wenig, wenn man ihn nicht bedienen kann. Also musste eine Kochshow her.

Gesagt, getan.

Nach einer filmreifen Kochpräsentation mit zuerst skeptischem, dann aber überzeugtem Publikum, schlossen wir alle offenen Fragen aus und beendeten somit unser größtes Projekt in unseren einjährigen Zivildienst.

Hasta luego

Christoph

  1. Andrea

    Super Sache Jungs! Und die Spendenaktionen echt cool 🙂
    Gratulation zu euren 14 unglaublich erfolgreichen Monaten in Bolivien, gute Heimreise und viel Glück in eurem weiteren Leben!
    Viele Grüße aus Kärnten
    Andrea

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