Vivir, la gente y la visa

Veröffentlicht in: Jakob S | 3

Primer: Muchas gracias a Christoph por el resumen de Cochabamba.

Obwohl mit Oruro ein neuer Abschnitt in unserem Auslandseinsatz eingeschlagen hat, so bleibt die Verbindung an Cochabamba nach wie vor erhalten. Unser Spanisch, laut Zertifikat zumindest auf Niveau „avanzado I“, verdanken wir der hervorragenden Ausbildung an der Escuela RUNAWASI. Auch zahlreiche internationale Bekanntschaften gehen auf das Konto der Schule. Diese werden übrigens in einem Dokument festgehalten, sodass einer Weltreise nichts mehr im Wege steht.

Vivir, la gente y la visa – so lautet das Motto meines heutigen Beitrages. Wie lebt es sich zu dritt in Bolivien? Wie ticken die Einwohner? Was halten sie von Europa? Und … Wie bekommt man ein Visum?


vivir – nuestro departamento

Bewacht von der heiligen Jungfrau Maria und mit Panoramablick über tausende Einwohner Oruros, dürfen wir nun erstmalig in unserem Leben zu dritt in einer WG leben. Der wohl besten WG, die man sich vorstellen kann – 2 Schlafzimmer, Wohnzimmer, Bad, Küche und Dachterrasse!Nach den vergangenen Wochen bei der Gastfamilie in Cochabamba können wir nun endlich selbst bestimmen, was auf den Teller kommt. In unserem Fall bedeutet das klarer Verzicht auf Hühnchen in der Suppe, als Hauptspeise und Abendessen.3 hungrige junge Männer satt zu bekommen, ist allerdings gar nicht so einfach. Deshalb haben wir gut vorgesorgt: 7kg Nudel, 4kg Reis und Müsli über Müsli über Müsli über …Nahezu all unsere Gerichte bereiten wir mit heimischen Früchten und Gemüse zu, was bei den Preisen auf der Feria (=Markt) durchwegs möglich ist – 8 Äpfel, 25 Bananen und 0,5kg Trauben (zumindest laut Augenmaß der netten Verkäuferin) kosten stolze 4€. Orangen sind auch ein Schnäppchen: 25 Stück gibt es für 1,30€.!!! Man beachte !!! Es handelt sich bereits um den „Europäer-Preis“.

Beim Europäer-Preis-Phänomen (Europa: altgriechisch Εὐρώπη, Eurṓpē + Preis: lat. pretium + Phänomen: altgriechisch φαινόμενον fainómenon) handelt es sich üblicherweise um den in Geldeinheiten realisierten Wert eines Gutes oder Dienstleistung, der für Bewohner aus Europa innerhalb kürzester Zeit radikal wächst. Er manifestiert sich also erst beim tatsächlichen Verkauf und wird nicht davor mit einem Preisschild gekennzeichnet.


la gente

Muchas gracias a todos los Bolivianos, que nos ayudaban durante las ultimas semanas! – Hiermit möchte ich ein ausgiebiges Lob an all jene Bolivianer aussprechen, die uns in den letzten Wochen zur Seite gestanden sind.

Ganz egal ob Jung oder Alt, in welchem Stadtviertel oder um welche Uhrzeit. Wegbeschreibungen, Tipps, einfach alles wird einem geraten. Einmal konnten wir im barrio de abogados keine Bäckerei finden. Dann nahm uns eine ältere Dame einfach bis zur nächsten mit, lieferte uns dort ab und ging wieder zurück. Die Menschen sind offen – meiner Meinung nach offener als in Cochabamba. Ebenso auf der Feria. Gibt es ein Produkt nicht, so teilen sie dir mit, wo du es findest. Auch wenn man mit der Qualität nicht einverstanden ist oder billigere Produkte sucht – man bekommt stets Auskunft.Übrigens: Den nettesten Kellner der Welt, den findet Ihr hier! 3 cuadras von unserem departamento entfernt, liegt ein relativ nobles Restaurant, mit einem Herren in Schwarz und Weiß, der sogar Servietten mit einem Greifarm zum Tisch bringt. Er wartet dicht hinter einem und steht wie auf Knopfdruck parat, sollte ein Gericht auf der Speisekarte Unklarheiten aufwerfen. Laut ihm ist jede Mahlzeit köstlich und gleichzeitig die perfekte Wahl, señor! Un poco loco, pero fantástico para ver! Und das servierte Abendessen war natürlich ebenso delicioso!


la historia de la visa

Der Weg bis zum 1 Jahresvisum in Bolivien ist verrückt. Natürlich wissen wir nicht, wie es in anderen Ländern ist. Auch wissen wir nicht, ob es in Österreich einfacher ist ein Visum zu bekommen. Aber hier ein kurzer Einblick, macht euch selbst ein Bild davon:

Wir waren zu Besuch bei der Migration um eine Liste mit Anforderungen abzuholen, welche wir für die Antragstellung zum Visa erfüllen müssen. Die netten Damen und Herren hatten jedoch ziemlich viel Stress, daher erhielten wir neben der Liste einen Nachmittagstermin für offene Fragen. Da gab es dann bereits eine neue Liste aufgrund einer Gesetzesänderung – das ist Bolivien.11 Anforderungen mit zahlreichen Unterpunkten. Einige sind einfach (Fotokopie des Reisepasses zB), andere komplizierter. Auf zwei Punkte möchte ich näher eingehen:

INTERPOL, FELCC & FELCN

Ein Strafregisterauszug aus Österreich ist zu wenig. Irgendwo verständlich, so ist es nämlich NICHT möglich, diesen in mehreren Sprachen anzufordern, als Deutsch und Englisch. Für das 1 Jahresvisum benötigt man also von drei (!!!) Polizeien in Bolivien die Bestätigung, dass man kein Krimineller ist.

FELCC: zuständig für Criminalidad; FELCN: verantwortlich für Drogendelikte und INTERPOL … gute Frage ???Auf jeden Fall eine sehr mühsame Angelegenheit, insbesondere weil es hier erneut Anforderungslisten zum Erfüllen gibt. Die von INTERPOL enthält beispielsweise 13 Punkte.

Certificado Médico

In Österreich werden wir im Rahmen der Stellung untersucht. Erst nach positivem Ergebnis ist es uns möglich, einen Grundwehrdienst oder Zivildienst anzutreten. Für das 1 Jahresvisum benötigen wir hier aber einen lokalen Medizincheck. Auch wenn Herr Fischer vergangene Woche seinen Freund Evo Morales in La Paz besuchte, so mangelt es scheinbar in anderen Bereichen an der Kommunikation zwischen den beiden Staaten. Ein weiterer medizinischer Test ist also verpflichtend – inklusive HIV Kontrolle, die mehr als strittig ist. Es gibt ein Gesetz, das es sogar verbietet, diesen Test anzufordern. Nur auf freiwilliger Basis kann er normalerweise absolviert werden. Aber auch ein kleines Gesetzbuch inklusive Kontakt zu IDH (einer Organisation u.a. zur Unterstützung von HIV Infizierten) und einem Anwalt helfen einem nichts, wenn die Migration diese Kontrolle verlangt.


Dass es in diesem System aber weitaus mehr Probleme gibt, zeigt der Ablauf des Bezahlvorgangs für Zertifikate und Dienstleistungen. Man geht nämlich nicht zum Amt, holt sich dort sein Zertifikat und bezahlt vor Ort. Nein, man bekommt zuerst einen Erlagschein, geht zur Bank, überweist die im Schnitt umgerechneten 3-5€ und bekommt anschließend mit der Zahlungsbestätigung das gewünschte Dokument. Bei einem Bankbesuch muss man übrigens ~1 Stunde Wartezeit einberechnen. Warum das so kompliziert ist? Ich versuche mich einfach auszudrücken: Es ist wahrscheinlicher, dass Leonardo DiCaprio einen Oscar bekommt, als dass ein Beamter das Geld wirklich dorthin legen würde, wo es hingehört.Nun ist die bolivianische Regierung also im Besitz all unserer Fingerabdrücke, Fotos aus jeder Himmelsrichtung, Blutproben, der Strom- und Wasserrechnung unseres departamentos, Impfpass, Arbeitsvertrag etc.

Für uns heißt es im Moment abwarten – und sollte alles passen, so haben wir nächste Woche drei Visa permanencia temporal por trabajo de 1 año.

Wir halten Euch am Laufenden!

JS


3 Antworten

  1. Andrea

    Hallo Jungs,\r\n\r\nund wieder ist es ein Erlebnis eure Geschichten zu lesen! Appartement top! Essen perfekt 🙂 ; Schuhe sind ja schon ziemlich mitgenommen nach fast 3 Monaten Bolivien. Aber die Visa-Geschichte ist wirklich u n f a s s b a r! Hoffentlich klappt es nun endlich!\r\n\r\nAlles Gute in eurer 3er WG, viel Spaß bei der Arbeit und auf ein baldiges Wiederlesen :-)\r\n\r\nAndrea

  2. Elisa

    Hola, chicos :)\r\n\r\nGroßes Lob an euch für euren tollen Blog – Echt informativ und sehr übersichtlich aufgebaut!\r\n\r\nAuch wenn ich ein bisschen böse auf Christoph bin, weil er zuerst mit euch Jakobs zusammenzieht, als mit mir (Scherzchen :)), wünsche ich euch viel Spaß, gelingende Mahlzeiten und scharenweise Wohlbefinden in eurer neuen Umgebung!\r\n\r\nMuchos saludos,\r\nElisa

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